TheHexer_pcg: Zur Prämisse: "DRM-Frei um jeden Preis?"
Kann ich definitiv mit JA beantworten.
Dem möchte ich hinzufügen, dass wir das Thema an anderer Stelle bereits einmal durch haben: Bei Musik!
Die Musikindustrie hat stets am lautesten geschrien (Internet, Neuland, "Kostenloskultur" und "Raub"-kopien). Dieses Geschrei ist inzwischen verstummt und DRM ist schlicht: tot.
Es hat sich herausgestellt, A) die Kunden kaufen es nicht und B) niemand profitiert davon außer die DRM-Anbieter. Stattdessen CDs ohne Beschränkung oder Download als MP3 ohne DRM. Komischerweise ist die Welt nicht untergegangen - im Gegenteil.
TheHexer_pcg: Sowohl technisch als auch ethisch sind solche Techniken nicht hinnehmbar.
Man spuckt dem Kunden damit quasi ins Gesicht und behandelt alle so, als wären es potentielle Verbrecher.
Man liest öfter davon, dass gecrackte Spiele besser laufen als das "Original".
Eben weil DRM eine zusätzliche Quelle für mögliche Fehler ist.
Ist wie bei Antiviren-Software...
Da liegt genau das Problem: DRM kann nicht funktionieren!
Jede Maschine muss, damit Kunden das Medium konsumieren können, das Medium früher oder später (unverschlüsselt) abspielen. Bei Filmen ist spätestens wenn jemand eine Kamera auf den Monitor richtet der Drops gelutscht.
Im Grund verkaufen Streamingplattformen deshalb heutzutage auch gar nicht mehr den Content, sondern den Zugang zu diesem Content, die Dienstleistung drum herum, und vor allem: Die Bequemlichkeit mit der dies alles geschieht. Zwar benutzen sie noch DRM, aber (Hand aufs Herz) eigentlich könnten sie darauf auch verzichten, denn warum sollte jemand etwas umständlich aufzeichnen, wenn es sowieso als Flatrate jederzeit verfügbar ist?
Ob es nun EBooks, Musik, oder Videos sind - das zu kopieren war vielleicht mal vor 30 Jahren interessant, als Content und Bandbreite noch knappe Güter waren. Jedoch gibt es inzwischen so viele Inhalte im Überfluss, dass Kunden gar keinen Grund mehr haben, diesen Aufwand zu treiben und sich derart einzuschränken. Vielleicht noch eine Hand voll Lieblingstitel hat man lokal - der Rest plätschert so dahin wie Wasser aus der Leitung.
Das Problem bei Filmen heutzutage ist eher, die Marktfragmentierung und die Gestaltung der Lizenzverträge mit regionalen Beschränkungen. Dadurch ergibt sich einerseits regional ein künstlich reduziertes Angebot und andererseits will und kann sich kein Durchschnittsbürger 3-5 Streamingabos parallel leisten. Somit sind viele Angebote am Ende dann doch nicht bequem verfügbar und da springen die Uploadportale in die Presche. Hier mangelt es noch am guten Willen der Publisher - jedoch ist absehbar wohin der Hase langfristig läuft: Und kopiergeschützte DVDs und Bluerays sind es jedenfalls nicht.
Man stelle sich vor, wir hätten bei Spielen eine mit Netflix und Co. vergleichbare Bequemlichkeit: Das Spiel würde per Knopfdruck in einem Container auf einer standardisierten Hardware gestartet - so einfach als ob man bei einer Konsole eine Cartridge einschieben würde. Und dann läuft es einfach ohne Fummelei, der Inhalt wird direkt gestreamt - als Flatrate, soviel die Kunden wollen. Mal ganz unabhängig von den Inhalten denke ich sehr wohl, dass es eine Mehrheit gibt, welche eine solche Dienstleistung kaufen würde.
Bei Spielen versucht man es nun stattdessen mit der Accountbindung, was jedoch nur eine Krücke ist um Lizenzmodelle zu stützten, deren Zeit längst abgelaufen ist. Das Problem dabei: Die Summe aus 2 Negativen ergibt niemals etwas Positives.
Einerseits ist man von einer Platform as a Service abhängig (welche den Angebotsumfang jederzeit unangekündigt verändern kann), hat jedoch andererseits dort keine Flatrate, sondern muss den Content weiterhin einzeln kaufen - ohne aber tatsächlich Eigentum zu erwerben. Und obendrein darf man den Content dann weder verändern, noch weiterverkaufen.
Was bleibt sind all die Nachteile von DRM bei einer Preisgestaltung, die immer noch so ist, als hätte es DRM nie gegeben. Und das bei gleichzeitiger maximaler Marktfragmentierung, weil alle ihren eigenen Launcher und Shop haben wollen.
Das kann auf Dauer nicht so weitergehen. Entweder man verabschiedet sich von der Idee Kunden für jede Lizenz einzeln zur Kasse zu bitten und wechselt in das Lager der Streaminganbieter mit Flatrate. Oder aber man verabschiedet sich von DRM und bietet ehrlichen Kunden ein ehrliches Produkt.