morolf: Ist aber klar, dass diesen alt right-Typen jetzt viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, es ist einfacher für die Linken/Liberalen in den USA in den Antifa-Modus zu wechseln als sich in der eigentlich nötigen Selbstkritik zu üben.
Vainamoinen: Die "Alternative für Amerika" ist jetzt nun mal gewählt worden, nachdem die Liberals (keineswegs "die Linken" aus unserer Perspektive :) ) offensichtlich im Wesentlichen darin versagt haben, dieselbe Dämonisierung des politischen Gegners zu betreiben, wegen der Trump ganz offensichtlich gewonnen hat.
Damit werden die US-Demokraten nach acht Jahren wieder zur Opposition. Und die Opposition hat politisch eine ganz klare Aufgabe, wie der Name schon sagt. Selbstkritik, schöne Sache, aber die nächsten drei Jahre das falsche Thema, ganz ehrlich.
Es ist offensichtlich, dass Clinton so ziemlich die einzige Kandidatin ist, die gegen Trump hätte verlieren können. Das ist die Selbstkritik, der sich die Demokraten stellen müssen. Ansonsten sehe ich da herzlich wenig Ansatzpunkte. Clinton hat entfernt angedeutet, man müsse endlich was gegen vollautomatische Waffen tun, natürlich war das in den USA ein riesiger politischer Fehler – wie soll ich ihr den ankreiden? Ebenso die Themen Einwanderungspolitik, Flüchtlingsdebatte, Mindestlohn, Steuerreform, Klimawandel sowie exakt dieselbe feste Hand gegenüber Russland, die vor ihr schon ObamaBushClintonBushReaganetc. gezeigt hatten. Die Demokraten können schlecht hingehen und diese programmatischen Punkte kippen, wenn sie ihnen nunmal – gottlob – am Herzen liegen.
Wenn die Republikaner es
aufgrund dieser Dinge schaffen, Hillary zum buchstäblichen Teufel hochzustilisieren (Trump hat sie wörtlich in der Fernsehdebatte so bezeichnet), dann ist zunächst einmal mit den Demokraten nichts verkehrt und absolut alles mit Donald Trump.
Die Selbstkritik also in allen Ehren – die Demokraten sitzen im selben Korruptionssumpf wie die beiden großen deutschen Volksparteien – aber: Die Zeit der Selbstgeißelung ist jetzt genau eben NICHT gekommen. Es ist verflucht nochmal in der Tat die Zeit der Protestmärsche und der Weiße-Rose-Flugblätter. Gerne auch der apolitischen.
Und etwa auch die Zeit für Nacht-und-Nebel-Aktionen wie diese:
http://www.abc.net.au/news/2016-11-22/mosque-covered-in-messages-of-acceptance/8047892 Doch, die Demokraten müssen Selbstkritik üben, es war ja offenkundig ein Fehler, die weiße Arbeiterschicht zu großen Teilen bereits abzuschreiben (und "feste Hand" gegen Russland, so würde ich Clintons bellizistische Statements nicht bezeichnen, ich sehe da auch keine Kontinuität zu Reagan oder Bush I - die es noch mit der viel gefährlicheren Sowjetunion zu tun hatten -, deren Politik war nämlich noch recht rational und moderat).
Aber egal, mir ging es sowieso nur darum, zu sagen, dass diese Netz-Nazis um Richard Spencer im Grunde eher marginal sind. Mit seinen neuesten Fascho-Aktionen dürfte Spencer auch bei amerikanischen Rechten die meisten Sympathien verspielt haben, der wird nix mehr.