Jere: Niemand stürzt sich erst jetzt auf ihn. Wenn du dir mal die Nachrichten (pardon, die systemgesteuerte Lügenpresse, wie man ja mitlerweile zu allem sagt, was einem nicht nach dem Maul redet) ansehen würdest, wäre dir aufgefallen, das der Kerl seit seiner Kandidatur in der Kritik steht. Hier erwarten Leute einen politischen Wechsel von einem Mann, der tausende mit seinen "Trump College" übers Ohr gehauen hat, der aus seinen Pleiten immer als lachender Sieger hervorgegangen ist, zu lasten der Angestellten und der "kleinen Leute". Hier ist ein Populist ins mächtigste Amt der Welt gewählt worden, der im Wahlkampf widersprüchlichste Aussagen gemacht hat, und das Land mit stumpfer Hetze massiv gespalten hat. Das einzig Positive das man über Trump sagen könnte wäre ja, das er nicht vom Establishment abhängig ist, aber das wird gleich wieder davon aufgefressen, das er selbst das verdammte Establishment ist.
classic-gamer: Er ist aber der einzige der beiden (unfassbar schlechten) Kandidaten, der frischen Wind reinbringen könnte und auch etwas verändern könnte.
Was wäre die Alternative? Eine Frau, die auf der Gehaltsliste der Finanzbranche steht, zig Kriege mit entsprechenden Militärausgaben die woanders fehlen würden anzetteln würde?
Die Wähler haben sich wohl gedacht, lieber das etwas kleiner Übel zu nehmen. Auch wenn sein Auftreten im Wahlkampf unter aller Kanone war. Insgesamt konnte Clinton aber auch nicht wirklich punkten, ihre eigentlich höhere Kompetenz macht sie anderweitig wieder zunichte. Man nur hoffen, dass sie sich freiwillig aus der Politik zurück zieht, Positives erreicht hat sie in den letzten 10 Jahren wenig bis gar nichts.
Man muss sich einfach vor Augen halten, dass die Wähler nicht Trump gewählt haben, sondern wohl verhindern wollten, dass Clinton Präsidentin wird. Jeder andere halbwegs seriöse Kandidat hätte gegen Trump gewonnen. Er darf dabei nur nicht derart polarisieren und für Leute unwählbar sein wie es bei Clinton der Fall war.
Umfragen haben gezeigt (ja, die sind nicht zuverlässig, können aber eine grobe Tendenz geben), dass rund 1/4 der Wähler ihren Kandidaten aufgrund der Ablehnung des anderen Kandidaten gewählt haben. Gegen Clinton war die Ablehnung größer als gegen Trump und das trotz dessen Auftreten im Wahlkampf mit seinen Aussagen, was doch einiges über die Beliebtheit von Clinton aussagt:
[url=http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/us-wahl-233~_v-videowebl.jpg]http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/us-wahl-233~_v-videowebl.jpg[/url]
[url=http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/us-wahl-157~_v-videowebl.jpg]http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/us-wahl-157~_v-videowebl.jpg[/url]
Hier gibt es alle Umfrageergebnisse:
http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/us-wahl-grafiken-101.html Die Wähler haben sich für das aus ihrer Sicht kleiner Übel entschieden. Wirklich zufrieden sind sicher die wenigsten. Das wäre aber auch bei umgekehrtem Wahlausgang wohl nicht großartig anders. Aus den Kandidaten war nichts rauszuholen.
Mit "Establishment" ist eher das gemeint was man bei uns ungefähr als "Vetterleswirtschaft" beschreiben würde. (Familien)clans mit hohem Einfluss. Als normaler Bürger ist es in den USA praktisch unmöglich Präsident zu werden. Ohne Geld und Connections geht nichts.
Ja, eine Studie der Princeton Universität ist vor einer Weile zu dem Ergebnis gekommen das die USA strenggenommen keine Demokratie mehr sind, sondern eine Oligarchie.
HIer aber gegen zu Protestieren, indem man Trump wählt ist eben das gleiche wie ein Feuer mit Benzin löschen zu wollen. Das Establishment auf Familienclans zu reduzieren ist auch nicht ganz richtig. Obama hat es immerhin geschafft sich gegen einen solchen Clan (die Clintons um genau zu sein) durchzusetzen ohne selbst einem anzugehören.
Langfristig halte ich Trump für den bedeutend gefährlicheren Kandidaten. Seine Wirtschaftlichen Pläne in richtung mehr Protektionismus lesen sich wie eine Blaupause für eine neue Weltwirtschaftskrise vom ausmaß der von 1929. Dann hat er im Land noch massiv die Rechten (die von ganz rechts außen) gestärkt indem er ihre ressentiments wieder Salonfähig gemacht hat und ihre Politik vertretten will. Ich habe am Mittwochmorgen, noch eine Umfrage gesehen in der der Wille zu einem politischem wechsel einer der Hauptgründe für die Wahleintscheidung war. Keine Ahnung warum die ARD die nicht auch auf ihre Hauptseite gestellt hat.