Nervensaegen: PS: Du hattest ja, glaube ich, zuletzt auch das Hauptspiel probiert. Würdest Du das eigentlich allen Altersklassen empfehlen? Es kam mir so vor als würde der Fokus schon ein wenig auf "young adult" liegen.
MarkoH01: Also ich habe es mit meinen 51 Jahren sehr gemocht - allerdings bin ich auch innerlich ungewöhnlich jung geblieben :D
Ich denke mal, so etwas wie "geeignet für eine bestimmte Altersgruppe" gibt es kaum. Sicher gibt es womöglich bei einigen Geschichten (und LiS ist hauptsächlich Geschichte) Sachen, die man erst ab einem gewissen Alter richtig verstehen kann, aber ob es "zu alt" wirklich gibt? Ich kenne viele Leute in meinem Alter (mich inbegriffen), die sehen sich immer noch gerne Kinderserien aus ihrer Kindheit an. Die Zielgruppe ist sicher eine ganz andere ;) Aber Zielgruppe hin oder her, die Frage ist halt, ob einem die Thematik gefällt oder nicht und wie schon ein paar Mal hier mitgeteilt, ist es eben eine relativ klassische Teenager Geschichte ()inklusive klassischer Teenager Probleme) mit ein klein wenig Butterfly Effect gespickt.
Danke für die ganzen Infos! Ich schreibe gerade eine YA coming of age Geschichte - deshalb reizt mich das Thema, da ich ebenfalls sexuelle Übergriffe, Tod, Selbstmord u.ä. thematisiere und mir teilweise nicht sicher war wie viel ich meiner Zielgruppe zumuten kann. Weder zu viel noch zu wenig. Ich suche noch meinen Kompass.
Was mich abschreckt sind vergleichsweise strenge Vorgaben aus der (englischen) Literatur, wo YA doch stark vom Anspruch her eingeschränkt wird. Ca. 30% kürzere Gesamtlänge, vereinfachte Sprache, sehr viel kürzere Kapitel. Ich habe als Betaleser und Editor diverse YA-TItel gelesen und das hat mich mangels Tiefgang dann doch eher verunsichert.
Deshalb interessiere ich mich parallel für die Darstellung in Spielen, da man in einem visuellen Medium nicht den Luxus hat Hintergründe einfach nicht zu beschreiben. Kamera oder Gameplay zwingen dazu, Dinge detailliert darzustellen, welche in Büchern in einem Halbsatz abgetan werden (und umgekehrt).
Mein Schreibstil orientiert sich stark an der direkten sinnlichen Wahrnehmung. Licht, Farben, Gerüche, Geräusche, Zeitwahrnehmung und so weiter sind wichtig. Na, und dann stelle Dir mal das in Kombination mit einer Szene vor, in der es um sexuellen Missbrauch geht - in der First-Person-Perspektive. Das wird (und soll) unangenehm werden. Nur: Wie weit darf und soll man dabei gehen? Ist es zu viel wird es unerträglich. Ist es zu wenig wirkt es verharmlosend. Wo ist der Mittelweg?
Ich habe da einige schwierige Kapitel in denen meine Protagonistin einen sexuellen Übergriff verarbeiten muss und gleichzeitig ihre Mutter stirbt. Als er auffliegt begeht ihr Angreifer Selbstmord. Dazu noch Beziehungsprobleme, Karriere et cetera in Verbindung mit Bisexualität. D.h. ich baue einen gewaltigen emotionalen Druck auf und wenn ich in diesen Kapiteln Fehler mache fliegt mir das ganze Buch auseinander. Genau da machen mir die Beschränkungen für Young Adult zusätzlich Probleme. Gerade die Beschränkungen will ich jedoch nicht einfach ignorieren, wenn ich damit vielleicht an der Zielgruppe vorbei schreibe.
Deshalb fragte ich, ob es eine erkennbare YA-Zielgruppe gibt, dann würde es sich lohnen die Let's Plays anzuschauen um einen Vergleich aus Sicht eines ganz anderen Mediums zu haben.
Vor der "Feuerprobe" mit einer "Senstivitiy Reader"-in graut es mir sowieso schon. Das wird garantiert keine einfache Aufgaben - allerdings schreibt man bekanntlich Bücher nicht etwa deshalb, weil man einfache Aufgaben sucht :)
Euch allen vielen lieben Dank! Ich glaube ich werde da mal einen genaueren Blick wagen :)