Hallo hotte76,
vielen Dank für den lesenswerten Bericht über "Der Patrizier"!
Es war äußerst interessant, ihn zu lesen, weil er eine ganze Menge Details und zusätzlicher Hintergrundinformationen enthält.
Ich habe immer gerne das Spiel "Der Patrizier" gespielt und tue es heute noch!
Und es ist ein wenig überraschend zu erfahren, daß ich doch nicht so alleine mit meiner Meinung bin. Denn mir gefällt der erste Patrizier-Teil auch am besten.
Ich hatte den zweiten Teil (allerdings on die Erweiterung) eine Weile nach dessen Erscheinung einmal selbst probiert, nachdem er einer der Computerzeitschriften beilag. An der Grafik fand ich eigentlich nicht viel auszusetzen, außer daß mir das Benutzerinterface nicht so recht zusagt(e). Allem in allen spricht mich jedoch auch heute noch der Stil vom ersten Teil mehr an. Aber mich hat sowohl die zusätzliche Komplexität in der Handelssimulation und in der Bedienung als auch der zähere Spielfortschritt gestört. Im Original stellte sich schneller ein gewisser Teilerfolg ein, obwohl man selbstverständlich auch viel Zeit investieren konnte oder mußte, um das Spielziel zu erreichen.
Um ehrlich zu sein, habe ich auch den ersten "Patrizier" bis heute noch nie bis zum Altermann (Elderman) durchgespielt, und dennoch jedes Mal viel Spaß daran gehabt.
Neben dem "Patrizier" hatte ich unter den Wirtschaftssimulationen auch "Der Reeder" ("Ocean Trader" in Englisch), "Hanse: Die Expedition" (das Remake, nicht das Original), "1869" und "Herrscher der Meere" gespielt und später schließlich "Der Industriegigant II", "Der Verkehrsgigant" und "Railway Tycoon II". Das Spiel "Elizabeth" bzw. "Gloria" hatte ich nur einmal kurz angespielt, konnte mich allerdings nicht überzeugen.
Bis heute sind "Der Patrizier" und "Der Industriegigant II" meine Lieblingsspiele dieser Art. Am nächsten kämen dann eher so etwas wie "SimCity" (in der SNES-Version) oder "SimTower" (was ich sehr vermisse!).
Warum mir "Der Patrizier" (das DOS-Original) bis heute noch so gut gefällt, liegt unter anderem an dem sehr eingänglichen und nachvollziehbaren Handelsteil einschließlich wo welche Waren produziert und wo und wann welche Waren vorzugsweise benötigt werden. Außerdem finde ich die grafische Darstellung und das Benutzerinterface überaus atmosphärisch und passend zur Epoche. Das fängt bei den schön animierten Hintergründen an, schließt die Schriftarten und Papierstücke, Buchrollen, Bücherseiten oder Kreidetafeln im Spiel ein, geht über die altertümlichen Namen der Städte sowie Monate und Fachbegriffe und hört bei den kleinen Details wie zum Beispiel der Farbauswahl auf. Insgesamt ist die Präsentation einfch sehr stimmig und kohärent, was ich von den Nachfolgern nicht behaupten kann.
Desweiteren habe ich den Eindruck, daß im ersten Teil einfach viel mehr passierte (Stichwort "Zufallsereignisse" bzw. besondere Ereignisse).
Und im Vergleich zu anderen Wirtschaftssimulationen hatten die eigenen Aktionen viel spürbarere Auswirkungen auf die Spielwelt und den Handelsbedingungen (Verfügbarkeit und Wert der Handelsgüter). Weil "Der Patrizier" keine "Runde beenden"-Mechanik enthält kommt es mir auch etwas flotter und lebhafter (nicht so trocken) vor als seine Zeitgenossen unter den Wirtschaftssimulationen.
Was mir an morneren Wirtschaftssimulationen (und auch den Nachfolgern vom "Patrizier") fehlt ist einerseits die Tatsache, daß man (im normalen Spiel - ein "schnelles Spiel" habe ich noch nie gestartet) ganz klein ohne Startkapital loslegt und daher erst einmal einen oder mehrere Kredite aufnehmen und Stück für Stück wieder abbezahlen muß. Und andererseits der Umstand, daß man sein Geld auch unter den verschiedenen eigenen Schiffen und Handelskontoren aufteilen und haushalten mußte, da man sein Vermögen als Gut hin und herschleppte, anstelle über ein globales Vermögen zu verfügen.
Bei moderneren Szenarien habe ich damit weniger Probleme, da es ja auch Fortschritte im Bankenwesen gab/gibt, die letztendlich zum heutigen digital geführten Finanzsystem beigetragen haben. Aber damals konnte jemand nicht einfach in einer fremden Stadt etwas kaufen, wenn sein ganzes Geld bzw. Vermögen andernorts aufbewahrt wurde.
Vielen Dank noch einmal, hotte76, für das Schreiben über das Spiel "Der Patrizier" und für die persönlichen Anekdoten!
Mit freundlichen Grüßen,
foxgog
P.S.: Den jüngsten Teil der Spielereihe, "Patrizier IV", habe ich mir hier neulich zusammen mit "Port Royale 3" in der Kalypso-Verkaufsaktion zugelegt. Mir fehlte aber bisher die Zeit, sie selber auch anzuspielen. Mal sehen, ob eines von den beiden mit meinen Favoriten mithalten kann.
[Edit: Kommentar zu "Patrizier IV" und "Port Royale 3" hinzugefügt.
Post edited May 16, 2021 by foxgog