Posted August 24, 2021
Nervensaegen: Sehe ich nicht so eng. Selbst bei anspruchsvoller Belletristik haben die meisten Autoren ursprünglich mal mit Fanfiction und "Smut" (also sexuellen Inhalten) angefangen.
Sicherlich haben das einige so gemacht, seit es das Internet gibt - und wahrscheinlich noch wahnsinnig viele mehr, seit "50 Shades of Gray". Aber ob man deren Romane/Geschichten ohne erotische Inhalte dann als "anspruchsvolle Belletristik" bezeichnen kann? ..... Immerhin denke ich bei anspruchsvoller Belletristik an sowas wie Bleak House von Charles Dickens, Moby Dick von Herman Melville, Jane Eyre von Charlotte Bronte oder Krieg und Frieden von Tolstoi - und die haben ganz ganz sicher nicht mit "Smut" oder Fanfiction angefangen. Sowas gab es damals ja auch noch gar nicht.
Auch bei modernen (=lebenden) Autoren, die ich als anspruchsvoll einstufen würde (wie z.B. Wally Lamb oder Elisabeth Rynell) sucht man vergeblich nach Erotik und Fanfiction.
Aber die sind auch wieder etwas älter.
Bei den Post-Twilight-Autoren suche ich noch vergeblich nach Anspruch. Mag arrogant klingen, ist aber meine feste Meinung.
DeSade "wollte" übrigens wohl gar nichts, außer sich mit seinen Fantasien die Zeit in der Bastille zu vertreiben - seine Werke waren wohl nie für den Vertrieb gedacht. Zwar sind ja immer wieder viele philosophische Monologe und Dialoge in seinen Büchern vorhanden, hin und wieder tatsächlich auch Kritik am Adel und den Herrschenden; aber wenn das alles in derbe, starkt gewalttätige, meistens homosexuelle pädophile Inhalte verpackt ist, verlieren die philosophischen Aussagen (die nicht alle ganz verkehrt sind) mMn. ihren Wert.