springtoiffel: Was ich persönlich unter "Spiele-Burnout" verstehe:
Ich habe inzwischen über die ganzen Spiele-Plattformen verteilt deutlich über 3.000 Spiele - CDs und DVDs nicht mitgezählt.
Jahrelang, und damit meine ich inzwischen so an die 7 Jahre, habe ich mir eingeredet, dass das nur eine wiederkehrende Phase ist, dass ich mir meine tausende Spiele umfassenden Bibliotheken anschaue und fast kein Spiel mein Interesse weckt und ich mich regelrecht überwinden muss, ein neues Spiel anzufangen - teilweise ungelogen tagelanges mentales Überwinden, wo ich mir einfach
irgendwie die Zeit am PC vertreibe, nur um nicht ein Spiel starten zu "müssen".
Lange Zeit habe ich versucht, das so zu umgehen, dass ich immer wieder neue Spiele gekauft habe - die meisten davon habe ich nie gestartet.
So wächst und wächst der Pile of Shame. Schon vorletztes Jahr habe ich mir mal meine Sammlung durchgesehen und mir überlegt: wenn ich, egal wodurch, Zugriff auf meine ganzen Spiele verlieren würde, bei wie vielen davon würde es mir wirklich weh tun und wie viele wären eigentlich verzichtbar?
Die traurige Bilanz - wirklich, WIRKLICH brauchen tue ich von DREITAUSENDIRGENDWASHUNDERT nur an die 40.
Viele meiner Spiele interessieren mich so wenig, dass ich sie wohl niemals auch nur anspielen werde.
Insofern habe ich auch mein Kaufverhalten angepasst, meine Wunschliste extrem entschlackt und die paar, die auf der Wunschliste geblieben sind, setzen Staub an.
Das ist der eine Aspekt meines persönlichen Spiele-Burnouts.
Der zweite, sind meine Gedanken und Gefühle zu Spielen.
Gedanken wie "Ich kann nicht mehr", oder "Ich ertrage das nicht" - eigentlich wirklich keine Gedanken, die man bei einem freiwillig gewählten Hobby haben sollte.
Bestes Beispiel: Dragon Age: Origins.
Ich habe mich darauf gefreut, wie verrückt. Habe die Gamestar-Artikel dazu mehrfach gelesen, als Vorbereitung auf das Spiel, habe mir die Zeit bis dahin mit Baldur's Gate 1/2 vertrieben, weil DA:O ja als spiritueller Nachfolger davon angepriesen wurde.
Hab grad vorher nachgeschaut, das Ding ist am 9.11.2009 erschienen und war mein Wunschspiel zu Weihnachten, d.h. nach Erscheinen nochmal eineinhalb Monate zusätzliche Vorfreude darauf.
Als ich es dann hatte, habe ich es SECHSMAL am Stück durchgespielt - kein anderes Spiel nebenher oder zwischenrein, Dragon Age sechsmal hintereinander - bevor ich davon genug hatte.
Aktuell habe ich Star Wars: Knights of the Old Republic 2, mein Lieblingsspiel, nach nur einer Stunde abgebrochen - Gedanke dabei war "Ich ertrage das einfach nicht schon wieder". Zuletzt gespielt habe ich es vor einem Jahr und zwei Monaten .......
Dasselbe ist mir letztes Weihnachten mit meinem geliebten Disco Elysium passiert - einen dritten Druchlauf, nach über einem Jahr Pause, "konnte" ich mental einfach nicht starten. Irgendwie hatte ich genug davon.
Das meinte ich im Mecker-Thread mit "Der Zauber ist bei mir schon lange weg" - wieso habe ich 2009/10 Dragon Age sechsmal hintereinander mit Freude durchspielen können, kann jetzt aber nicht mein Lieblingsspiel nach über einem Jahr von vorne anfangen?
Die Luft ist raus.
Dass ich dennoch einen großen Teil meiner Freizeit vor dem Computer verbringe, liegt leider an meiner Wohnsituation. Kein Balkon und der Garten darf nicht verwendet werden. Wandern tue ich JEDEN Tag mindestens zweieinhalb Stunden.
Wenn also der Tag lang und anstrengend war, was inzwischen die absolute Norm ist und ich dann noch über zwei Stunden in der Natur war, sitze ich danach daheim. Lesen ist mir zu "anstrengend", da werde ich oft schnell müde, Filme/Serien sind mir zu wenig interaktiv und bei Spielen habe ich diese mentalen Probleme.
Der Post hätte eins zu eins von mir sein können.
Ich habe lange darüber philosophiert und mir Gedanken gemacht. Was ist los mit mir?
Die Antwort, die ich meine darauf gefunden zu haben.
Es ist wie mit einem Lieblingsbuch. Zumindest was mich betrifft. Und ich denke wir sind uns da ähnlich, wenn ich deinen Post so lese.
So ein RPG lebt nun einmal von der Story. Und so genial die Dialoge und alles auch geschrieben sein mögen.
So tiefgründig und reichhaltig die Geschichte ist.
Du hast das Buch zu oft gelesen/das Spiel zu oft gespielt. Du kennst die Story in und auswendig.
Das Spiel bleibt genial, aber es kann dir dieses Gefühl von früher nicht mehr vermitteln.
Weil du genervt davon bist und anfängst Kreias (tiefgründiges) Gelaber zu überspringen.
Du weißt was sie sagen wird, was als nächstes passieren wird. Kennst den nächsten Kampf etc.
Der Preis eines guten Gedächtnises. Du kennst das ganze, verdammte Game auswendig.
Aus dem Grund hab ich mit dieser Art von RPGs abgeschlossen.
Die guten Klassiker kann ich auswendig im Kopf abspielen. Und die neuen haben so unoriginelle Stories, dass sie mich einfach nicht reizen. Wenn ich schon "epische Story" lese, in der Beschreibung, verliere ich instant das Interesse.
Geht mir Büchern übrigens auch so. Meine Lieblingsbücher kann ich inzwischen auswendig. Alle guten Fantasy Klassiker hab ich gelesen. Und... momentan wird der Fantasy Markt mit so viel minderwertiger Grütze überschwemmt, die ich einfach nicht lesen möchte. Weil es nicht mehr meinem Geschmack von Fantasy entspricht.
Hab versucht mehr Thriller und andere Genres zu lesen. Doch es reizt mich nicht, das Genre.
Der größte Fehler, den man dann machen kann.....? Im Internet nach Lösungen zu suchen.
Da bekommst du dann maximal so kaltherzige, einstudierte Ratschläge.. wie...
- Spiel mal RPG XYZ das ist soooo toll!
- Lies mal das Buch von bla bla, dass ist so gut....
Oder noch schlimmer....
- Ich könnte niemals aufhören Romane zu lesen. Da verpasst man doch so viel.
Hatte jetzt erst ein Gespräch mit einem Menschen, der der felsenfesten und arroganten Überzeugung ist, er würde mich verstehen und wäre ein Experte, was mich betrifft...
Weil ich ihm anvertraut habe, dass ich jegliches Interesse an Filmen und Serien komplett verloren habe.
Ist mir einfach zu passiv. Seine Antwort.... "Ich wette mit dir, in ein paar Monaten ändert sich das wieder."
War für mich ein Schlag in...die Magengrube. Im Nachhinein hätte ich mich auch einem Stein anvertrauen können.
Denn dieses echte Interesse Filmen und Serien habe ich schon lange verloren. Schleichend.
Ebenso an Story basierenden RPGs. Und nein, es kommt auch nicht wieder. Ich habe Jahre lang gewartet, dass diese Begeisterung zurück kommen mag. Nope, da tut sich nichts.
In dem Moment wo ich in Dialoge verwickelt werde, beende ich das RPG.
Hab dann mal überlegt.... es ist jetzt 5 Jahre her, dass ich das letzte *story basierende* RPG durchgespielt habe.
Pass auf, bevor ich hier immer weiter abschweife, lieber springtoiffel.
Was mir geholfen hat...
- Ich bin mir bewusst darüber geworden, dass ich mich verändert habe.
- Meine Interessen haben sich verlagert. Mein Genre-Geschmack (Games) hat sich geändert.
- Ich brauche keine 1000 Games, sondern kaufe wirklich nur die, die meinem Geschmack entsprechen.
Gehe in dich, nimm dir Zeit für dich und deine Gedanken. Was möchtest Du und was macht dir Spaß?
Finde neue Interessen.
Und meine persönlichen Geheimtipps.
- Dir entgeht nichts, wenn du keine RPGs mehr magst.
- Dir entgeht nichts, wenn du keine Romane (welchen Genres auch immer) lesen möchtest.
- Du magst keine Filme und Serien? Na und!? Lass dir nicht einreden dir mal das und das anzuschauen.
Dann magst du eben keine Filme und Serien. Sind wir schon zu zweit.
Neulich hast du doch von einigen Strategieklassikern geschwärmt. Und da hab ich durchaus zwischen den Zeilen lesen können, dass du Spaß gehabt hast. Gut, da hast du doch ein Genre an dem du das Interesse nicht verloren hast.
Ich lese inzwischen viel lieber wieder Sachbücher, über wissenschaftliche Themen. Insekten, Mineralien etc.
Spiele gerne taktische Games, Rundenstrategie und alles was mich nicht mit Dialogen aus dem Gameplay, aus dem Spielfluss reißt.
Nimm dir Zeit für dich. Du findest neue Interessen.