classic-gamer: Nur sind "die ersten Tage" Peanuts ggü. der kompletten Legislaturperiode.
Das befürchte ich allerdings auch. In der unmittelbaren Zukunft liegt die Grundsteinlegung für die Mauer. Trump hat sich in dem Projekt festgebissen, als ginge es um seine längst verflogene Ehre. Es kommt schlimmer, viel schlimmer.
/edit: In einer früheren Fassung dieses Posts hieß es an dieser Stelle, Trump wolle die 16 Begnadigungen Obamas an Thanksgiving zurücknehmen. Dies war Fake News, auf die ich höchstselbst reingefallen bin. :|
AliensCrew: Alles was ich von Dir hören möchte, ist ein Grund, weshalb Du die USA (zumindest vor Trump) als weniger schlimm (oder besser oder wie auch immer Du das bezeichnen möchtest) hältst als Russland? Ist es so schwierig Deine Meinung dazu zu äußern und diese zu begründen?
Ich denke, das habe ich bereits mehrfach ausführlich getan. Ein paar Bullets kann ich natürlich nochmals aufbereiten.
Die USA ist eine Demokratie. Russland unter Putin ist eine Diktatur.
Die USA verfolgen die teils militärische Strategie, aus instabilen Diktaturen Demokratien zu backen (was weder grundsätzlich immer moralisch noch immer erfolgreich ist) und haben ein traditionell ungesundes Verhältnis zum Rohstoff Öl, der sie mit einigen Diktaturen kooperieren lässt. Russland unter Putin verfolgt einen imperialistischen Kurs, der von tiefer Lüge und Rücksichtslosigkeit geprägt ist.
Wie du weißt, stehe ich der Unterstützung Assads im syrischen Krieg mehr als feindselig gegenüber. So erbärmlich eine Marionettenregierung mit müder Aussicht auf Demokratie auch ist, besser wär's gewesen. Aus moralischer Sicht wie auch als Konfliktlösungsstrategie halte ich die damalige US-Position für weit überlegen.
Die Pressefreiheit unter Obama zirkelte im internationalen Ländervergleich um den 40. Platz. Sie wird in Bälde ziemlich abstürzen, jedoch nicht den 148. Platz von Russland, knapp vor der Türkei (151), erreichen.
Unter Obama wurde die sogenannte Homoehe rechtskräftig; unter Putin wurden Gesetze eingeführt und erweitert, welche sogenannte homosexuelle Propaganda unter Strafe stellen.
Obamas Amerika sorgte sich um die Stellung der Frau und hat auf diesem Gebiet einen beachtlichen Fortschritt erzielt, an dem sich unsere eigenen Bemühungen messen müssen – Russland entkriminalisiert soeben die häusliche Gewalt, zur Stärkung eines traditionellen Familienbildes.
Obama hat den Klimawandel als Hauptprojekt seiner Amtszeit in die Hand genommen; das unterscheidet ihn allerdings kaum von Putin, der die Auswirkungen in seinem wie kaum einem zweiten Land zu spüren bekommt.
Die USA sind im Besitz der größten Spionagemaschinerie unseres Erdballs, und sie setzen diese konsequent menschenrechtswidrig für alle ihre Informationsbedürfnisse ein. Russland setzt seine zweifelsohne kleineren Kapazitäten gezielt für Störaktionen, Sabotage und ideologische Beeinflussung ein. Ich hasse das, was die USA unter jedem Präsidenten, auch Obama, in dieser Hinsicht abzieht. Zumindest stoße ich im Netz aber auf keine amerikanische Trollarmee.
Und so spät die Regung auch kam, zuletzt hat Obama doch Manning begnadigt. Wie in Russland mit den "Volksverrätern" umgegangen wird – oder mit politischen Gegnern, die einen Gottesdienst stören – sehen wir dauernd.
AliensCrew: Es gibt vielleicht noch einen anderen "positiven" Effekt. Wenn die USA sich mehr und mehr abschottet, könnte das Europas Chance sein, endlich aus deren Griff zu entkommen und selbstständig zu werden. Aber wie ich die EU kenne, werden sie auch das wieder nicht auf die Kette kriegen...
Europa ist groß, Europa kann "unabhängig" funktionieren. Aber selbstverständlich. Nur braucht die EU eine Gemeinschaft starker rechtsstaatlicher Bündnispartner, keine internen Querelen, Extrawürste, Austrittsgesuche oder den Beitritt von faschistischen Diktaturen.
Ein blindes Vertrauen in die EU mag immer deplatziert sein, weil hier eine Vielzahl von Stimmen aufeinanderprallt und der Einfluss der Wirtschaft und damit des Lobbyismus allgegenwärtig ist. Es sind allerdings Krisenzeiten wie die derzeitige, in denen sich ganz elementare gemeinsame Interessen finden könnten, auf Basis derer das Konzept Europa wieder funktioniert.
Also wer weiß, was da kommt. Die AfD feiert den Kanzlerschachzug der SPD als "das beste, was ihnen passieren konnte". Persönlich sehe ich das als wertvollen Schritt, dessen Weite ich allerdings noch nicht absehen will. Martin Schulz ist Mr. Europa. Dem laufen sicher keine AfD-Wähler zu. Insofern ist seine Benennung bereits ein klares Statement zur politischen Richtung, die alles andere als am rechten Rand fischt. Wofür er sonst noch steht, keine Ahnung. Die SPD wird in puncto Sozialdemokratie ganz schön auf die Wahlprogrammskacke hauen müssen, um wieder ein Profil zu gewinnen. Ob sie das wagt, oder ob sie doch nur wieder CDU-kuscheln geht, muss sich zeigen. Wenn Schulz im Landesinneren etwa die Rentenreform glaubwürdig groß aufs Banner schreibt, wäre ich gegebenenfalls sogar bereit, wieder SPD zu wäh... neee, das lasse ich an dieser Stelle noch unausgesprochen.
Wenn die SPD Wähler nicht nur aus dem Merkellager zurückgewinnt, könnte die AfD dadurch doch noch ins wohlverdiente Aus gewählt werden. Über die 5%-Hürde kommen sie sicher, den Traum kann ich mir abschminken. Im Bundestag wartet dann wohl hoffentlich der Piratengalgen.