Hallo Atreyu666 und Ihr anderen,
eine schöne Idee für den Diskussionsfaden! Ich lese immer sehr gerne solche Vorschläge zu Spielen, die womöglich an mir vorbeigegangen sind!
Und an "
Tinykin" hätte ich dabei auch sofort gedacht. Obwohl ich weniger über die erzielten Verkaufszahlen weiß und meistens auch nicht anderswo nach den Rezensionen schaue, würde ich die folgenden Spiele als 'unterbewertet' betrachten:
1. "
Lumo" - Eine sehr schöne Homage an die alten (pseudo-)isometrischen Platform Adventures aus der ZxSpectrum-Zeit.
Die eher gemischten Bewertungen hier bei GOG.COM kommen scheinbar von der nicht ganz aktuellen Patch-Version und dem Umstand, daß die meisten Spieler/Rezensenten wahrscheinlich nie die Orginale der 80er gespielt haben und deshalb weder mit der Perspektive noch der Steuerung klarkommen.
Ja, das Spiel erhielt hier bei GOG.COM nicht den oder die letzten Patches, ist aber durchaus komplett durchspielbar und ich hatte dabei keine Probleme mit der Tastatur oder meinem einfachen USB-Joypad!
2. "
Jump King" (vollständige Titel = "Tactical Leaping Adventure - Jump King: There is a Smoking Hot Babe at the Top!") - Ein sehr fokussiertes Kletterspiel, bei dem es das Ziel ist, ganz nach oben zu kommen.
Der vollständige Spielname ist nicht nur total übertrieben, sondern auch Programm! Im Prinzip macht man nichts Anderes, als zu versuchen wie verrückt nach oben zu Springen und zu hoffen, daß am Ende eine Belohnung wartet. Die Steurung lässt sich am ehesten mit der typischen Spielmechanik von Worms-Waffen vergleichen - je länger man die Leertaste gedrückt hält um so kräftiger (tollkühner) stößt sich der Held vom Boden ab und keinen Einfluß während er in der Luft ist!
"Jump King" ist sicherlich nicht für jeden! Wer eine extrem niedrige Frustrationsgrenze besitzt und nicht gut mit Fehl- oder Rückschlägen umgehen kann, sollte vielleicht lieber die Finger davon lassen.
Auf der anderen Seite bietet "Jump King" alllerdings eine wunderschöne und einzigartige Atmosphäre im wahren Pixelart-Stil und minimalistischer Soundkulisse. Es hat auch fast schon etwas Meditatives, da man die meiste Zeit ganz mit sich allein ist und sich bemüht etwas scheinbar Unmögliches zu bewerkstelligen.
(3.) "
Bread and Fred" - Zwei drollige Pinguine erklimmen zusammen einen 'Berg' im Alpin-Stil, also so in der Art wie die beiden Messnerbrüder nur mit einer (kurzen) Rettungsleine zwischen den beiden.
(Eigentlich ist es noch viel zu früh, darüber zu urteilen, ob es 'unterbwertet' ist oder nicht, da es erst seit ein bzw. zwei Tagen veröffentlicht wurde.)
Aber "Bread & Fred" läßt sich auch als "Jump King" im Coop-Modus zusammenfassen und zwar mit allem, was auch schon auf "Jump King" zutrifft.
Eines meiner heißersehntesten Spiele seit dessen Ankündigung!
4. "
Still There" - Ein Point & Click Adventure aus der Ich-Perspektive in einem fiktiven Sci-Fi-Szenario.
Mich hatte zunächst die tolle Gestaltung und das haptische Gefühl der Manipulation diverser mechanischer Schalter, Knöpfe, Regler und elektrischer Platinen neugierig gemacht. Die Atmosphäre der Isolation in einer klitze kleinen Weltraumstation, die Interaktion mit der künstlichen Intelligenz an Bord und die spannende Geschichte sind ebenso gut gelungen. Und ja, die anfänglichen Routineaufgaben haben ihren platz und tragen zu dieser Stimmung bei.
(Ein kleiner Hinweis ist jedoch notwendig: Das Spiel enthält ein paar grafische und Story technisch bedenkliche Inhalte, die nicht für Kinder oder Personen mit Depressionen geeignet sind!)
Für diejenigen, für die es einen Unterschied macht, die 'queren' Elemente unseres modernen sozialpolitischen Umfeldes kommen in diesem Spiel in einer Hintergrundbeziehung einer Nebenfigur zum Vorschein. Ich persönlich hätte darauf verzichten können, aber es war auch nicht wirklich störend, weil es einem nicht direkt ins Gesicht gedrückt wird.
5. "
One Hand Clapping" - Ein seichter Puzzle Platformer, der ein einzigartiges Gimmick Stück für Stück im Spiel ausbaut, Deine Stimme!
Die durchaus lauen Bewertungen sind nachvollziehbar, denn nicht jeder (oder das Familienumfeld) erträgt es während des gesamten Spielablaufs hauptsächlich mit der eigenen Stimme zu interagieren. Ich finde es ist ein sehr mutiges Konzept, welches hier prima als Einstieg in Gesangsübungen funktioniert. Zu Beginn reichen allgemeine Geräusche, dann wird der Unterschied zwischen einem hohen und einem niedrigen Ton eingeführt. Als Nächstes kommen verschiedene Tonlagen (-höhen) und standard Rhythmen hinzu. Und ehe man sich versieht 'singt' man ganze Tonleitern oder beliebige Texte in ein paar Melodien, bevor das Spiel leider viel zu schnell schon vorbei ist.
Gameplay technisch hätte man sicherlich mehr herausholen können, mit ein bißchen Glück traut sich das Team oder jemand anderes vielleicht noch einmal an eine Fortsetzung.
Wie gesagt, eine spielerische Einführung und Übung im Gebrauch der eigenen Stimme - funktioniert auch im Couch-Coop mit einem/r Partner/in, und wer so überhaupt keine Stimme hat, kann auch andere Hilfsmittel verwenden, um die Töne zu erzeugen (mir half in einer etwas komplizierteren Passage eine meiner Flöten).
6. "
Tiny and Big: Grandpa's Leftovers" - Wer mag es nicht, die Spielumgebung mit einem Laser-Trennschneider in Einzelteile zu zerlegen und mit Seil-Kralle oder Haftraketen hin- und herzubewegen (schleudern)?
Zugegeben, der Comic-Look und die sehr unseriöse Erzählweise und Geschichte können abschreckend sein. Auch verbracuht sich der Spieltrieb nach einer Weile recht schnell und weicht zum Teil sehr schwierigen Aufgaben, die nicht immer ganz klar sind. Und des Öfteren 'verbaut' man sich seinen Fortschritt ganz alleine.
Trotzdem ist es eine unterhaltsame 'Spielwiese' für zwischendurch!
Zum Schluß noch zwei ältere Simulationsspiele:
7. "
Screamer 4x4 (Bleifuss Offroad)"
8. "
Silent Hunter II"
Beide Simulatoren hatten eine recht steinige Entwicklungszeit und gerieten durch technische Ungereimtheiten und unrealistische Erwartungen sowohl der Presse als auch der Spielerschaft schon bald fast in die Vergessenheit, ins Besondere nachdem technisch ausgereiftere Fortsetzungen oder einsteigerfreundlichere Konkurrenzprodukte erschienen.
Mich ziehen beide auch heute noch in ihren Bann, da jedes für sich genommen etwas macht bzw. bietet, das in moderneren Iterationen nicht mehr umgesetzt wurde!
"Screamer 4x4" bestach vor Allem durch die für damalige Zeit beachtlichen und 'natürlich' unebenen, offenen Landschaften, allerdings ist man immer allein unterwegs und 'kämpft' nur gegen eine Uhr und die Umgebung. Der Multiplayer wirkte sehr aufgesetzt und auch nur halbgar.
"Silent Hunter II" hat für mich trotz der schwächeren Technik immer noch die bessere Atmosphäre und viel leichter und schneller zugängliche Steuerungselemente. Die Nachfolger und meisten heutigen U-Boot-Simulatoren verwenden etliche Menüs und Untermenüs! Auch das Fehlen einer dynamischen Kampagne wurde angekreidet, anstelle dessen liefert es eine Vielzahl an verschiedenen (leicht editierbaren) Szenarien zum sofortigen Einstieg - keine stundenlangen Patroullienfahrten auf denen mitunter gar nichts interessantes passiert. Mir sagen Simulationen mit vielen frei anwählbaren Szenarien für eine Runde zwischendurch besser als diejenigen mit langatmigen offenen Spielwelten.
Mit freundlichen Grüßen,
foxgog