Sally Face:
Worum gehts?
Über eine Reihe mysteriöser Vorkommnisse entdecken Sally Face und seine Freunde das etwas mörderisches in ihrer Stadt passiert.
Der episodenhafte Verlauf der Story ist ein sich zunehmend verdichtender Komplex von bizarren übersinnlich-halluzinös anmutenden Ereignissen, die sich u.a. mit Familie, Freundschaft, Leben und dem Tod beschäftigen.
Für wen geeignet?
Wer auf Twin Peaks, die 90er, Stranger Things, Donnie Darko, schräge Typen steht und einem Spiel kluge Erzählungen & Fragen über Freundschaft, das Leben und den Tod zutraut, für den ist Sally Face sicherlich keine verkehrte Wahl.
Die "USK Einstufung 18" ist aus meiner Sicht gerechtfertigt - aufgrund der "harten" Themen ist die Zielgruppe ganz klar Erwachsene.
The End?
Wer glaubt, das er ein Schema-F Ende präsentiert bekommt, wird enttäuscht. Vielmehr endet das Spiel so, das man zum nachdenken angeregt wird weil die Geschichte insgesamt eine Vielzahl von Deutungen zulässt.
Das rundet aber die Spielerfahrung mMn zusätzlich ab.
Das Ende scheint mit Blick ins Internet etwas umstritten - ich nehme es zum Anlass, das Spiel - mit etwas zeitlichem/innerem Abstand nochmals durchzuspielen.
Wer hats gemacht?
Steve Gabry arbeitet seit 2015 an dem Spiel - Artwork, Design, Musik - stammt alles von Ihm.
Vertonung/ßprache: daß ßpiel hat KEINE ßprachliche Vertonung. Ißt aber garnicht ßchlimm, der Atmoßphäre tut daß keinen Abbruch. Und dafür gibt eß deutßche Texte. Alle Texte werden in Boxen und Außwahlmenüß angezeigt. Viele Wörter in denen ein "s" vorkommt wurden mit einem "ß" geßchrieben...wer ßich alßo biß hierher gewundert hat, daß...nun: Yeß - genau deßhalb. ßorry ich konnte nicht widerßtehen & Hey: ich hatte urßprünglich den ganzen Artikel mit "ß" ßtatt "s" verfaßßt... ;-)
Laut ßteve Gabry ßoll aber an den Texten noch gearbeitet werden und er hat um Unterßtützung dafür gebeten. Wer alßo Zeit und Lußt hat...
Very few text passages are still in english - but these are negligible and should not prevent anyone from playing SF.
Grafik/Stil: gerade in den späteren Episoden / Szenen arbeitet Gabry mit unterschiedlichen Stilmitteln. Diese untermalen (bewusstes Wortspiel) das makabre, tote, dimensionale Gameplay in den einzelnen Szenen und verleihen eine Intensität die man - wenn man nur Screenshots sieht - nicht vermuten würde. Limbo fällt mir ein, das eine ähnlich unterschwellig irritierende Atmosphäre geschaffen hat. Einfach mal stehen bleiben und gucken und wirken lassen.
Soundtrack: die düstere, mysteriöse Story wird von der Musik gut untermalt und verstärkt an manchen Stellen dieses Unwohlsein das man in der Magengrube hat angesichts dessen was man gerade erlebt.
Nervfaktor#1: es gibt Spielabschnitte in denen ein Zeitlimit geschafft werden muss um weiterzukommen. Obwohl sie alle moderat eingesetzt & auch für Daus wie mich schaffbar waren: ich bin prinzipiell kein Freund von Zeitlimits in spielen und war entsprechend froh als ich diese erledigt hatte. Alleine die Erinnerung an Brutal Legend hat mich bei den Gitarrensegmenten durchhalten lassen.
Nervfaktor#2: die Minigames. Sie sind alle in einem gewissen "Gearboy" Charme gehalten...naja, sind schaffbar...& gefällt bestimmt jemandem.
Technik: das Spiel lief bei mir (i2500k, GTX970, 8GB RAM) unter Windows 10 absturzfrei und performant.
Man kann das Spiel mit einem XBox Controller spielen (mangels Einsatz von überkomplizierter Spielmechanik unterstützte das bei mir den Fokus auf die Geschichte).
Spielzeit: ca. 15 Stunden (je nachdem wie lange man benötigt die Rätsel zu lösen, die sind mitunter knackig). Das ist kein Spiel das man durch rushen oder nebenher spielen sollte - damit entgehen einen sonst die etlichen Ebenen der Story. Und das wäre schade.
Wiederspielwert: Wenn man SF durchgespielt hat, kann man das an Inhalten nachholen, was man beim ersten Durchgang vielleicht verpasst hat. Und das wird man........:-)
Gog-liches:
Link zur Shopseite:
https://www.gog.com/game/sally_face Das Spiel unterstützt In-Game als auch Galaxy Achievements bzw. Galaxy Cloud saves.
Man bekommt den Soundtrack zum Spiel dazu. Aus meiner Sicht stimmt das Binnenverhältnis Preis und Inhalt.
Ein paar persönliche Worte enthält der Artikel "The Complicated History of Sally Face" von Steve Gabry:
Man sollte den Blog vielleicht erst NACH dem 1. durchspielen (weil etwaig Spoiler) lesen:
https://stevegabry.wordpress.com/2018/02/01/the-complicated-history-of-sally-face/
Weiterführende URL´s die man (auch hier: Spoilergefahr!!) bei Bedarf verwenden kann:
Sally Face Wiki
https://sally-face.fandom.com/wiki/sally_Face_Wiki Sally Face Complete Guide (englisch) - mMn nach der beste und kompletteste:
https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=1944968431 Persönliches Fazit:
Sally Face ist das wohl seit längerem ungewöhnlichste und auf seine eigene Art und Weise beunruhigenste Point-and-click Adventure das ich spielen durfte.
Das Spiel schafft den Spagat, das an sich traurige Schicksal Sals so darzustellen, dass es den/die Spieler*in emotional abholt, aber eben auch motiviert weiterzuspielen.
Sal´s Fähigkeit das Beste aus seiner Situation zu machen, trotz allen widrigen Umständen sprichwörtlich das eigene Gesicht zu wahren - das verbindet Spielfigur und den Menschen vor dem Monitor auf Ebenen, die ich persönlich noch nicht bei so vielen Spielen erlebt habe.
Ich bastel die nächsten Abende an meinem guten, alten Gameboy. Mal schauen, welche Dimensionen und Geschichten sich auftun? & wer weiß, vielleicht lerne ich auf meine alten Tage ja noch Gitarre zu spielen? :-)