Hab gerade Greedfall durchgespielt.
Letztes Jahr habe ich mich ja nicht gerade positiv über das Ding hier geäußert; das war nach 1-3 Stunden Spielzeit, soweit ich mich erinnere.
Jetzt hab ich aber mal weitergezockt und fand es den Großteil der Zeit wirklich grandios, hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und das, obwohl ich die Art der Präsentation über alles hasse ( die ständigen möglichst filmreifen Dialoge, die manchmal nicht enden wollen).
Dann aber kamen die letzten ~4 Stunden des Spiels....
In Reviews liest man oft, dass man in Greedfall zu viel laufen muss. "Pah", dachte ich mir, der ich über die Jahre hinweg jeden letzten Winkel von Daggerfall zu Fuß erkundet habe, "das sind bestimmt dieselben Leute, die in Skyrim und Witcher 3 immer nur die Schnellreise verwenden!"
Jetzt muss ich aber sagen: diese Leute haben - teilweise - Recht.
Um das klar zu stellen: nein, mMn läuft man nicht zu viel. Es ist die Art und Weise, wohin man laufen muss, die stört. Dutzende Male dieselben verschlungenen Schlauchlevel und Städte durchlaufen, geht einem relativ schnell dermaßen auf den Zeiger. Der Kompass wird nutzlos und man muss alle 5 Sekunden auf die Karte schauen. Das hat schon echt tierisch genervt.
Was mir als Nächstes den Spaß vergällt hat, war das, mit dem alle 5 Fraktionen um Hilfe bitten.
Da waren noch 2 Quests, die erledigt werden MUSSTEN, bevor man in die "Schlacht" ziehen konnte. Dass die Quests nicht gerade der Reißer sein würden, war mir von Anfang an klar, deswegen habe ich sie auch nie gemacht. Jetzt mussten sie aber erledigt werden, sonst kann man das Ende des Spiels nicht sehen.
Man stelle sich das vor: man soll schnellstmöglich eine Armee versammeln, weil sonst alles Leben auf dieser Insel enden wird und dann? Erstmal Steintafeln für die Fanatiker zurückholen und dann einen Streit schlichten, wer die entziffern darf. Und natürlich sind die Dokumente der Seefahrer, die abhanden gekommen sind, auch dermaßen wichtig, dass die große Schlacht halt einfach warten muss. Total verständlich.
Das hat mir so dermaßen die Lust an dem Spiel verhauen, dass ich diese Scheißquests an einem Sitz durchgezogen hab (ca. 2 Stunden), weil ich sonst das ganze Ding einfach deinstalliert hätte, hätte ich das Spiel an diesem Punkt ausgemacht.
Minimalste SPOILER, sollten aber für jeden verkraftbar sein:
Dass das keine richtige Schlacht werden würde, war mir eh schon immer klar, hab da höchstens mit einer Zwischensequenz gerechnet, die dann übrigens nicht kam.
Man sollte alle seine Gefährten versammeln, die dann aber nicht mitgekommen sind, sondern einfach am Anfang des Schlauchlevels stehengeblieben sind, die vorhandenen "Armeen" haben auch nicht mitgekämpft, sondern waren Deko; d.h. 3 Wellen von nervtötenden Gegnern, die eiinen permanent zu Boden werfen, die man komplett alleine bezwingen musste.
Bei jeder der "Armeen" angekommen, kam außerdem eine kleine Zwischensequenz, wie einer der Gefährten einen "verlässt". Können vor Lachen, die sind doch eh nicht wirklich mitgekommen!
Macht außerdem von der Story her keinen Sinn, wie gesagt, die ganze Insel ist im Eimer, wenn man das Böse nicht aufhält; und dann schicken sie einen allein da hin, statt mit geballter Kraft zuzuschlagen.
Siora war dann auch weg, obwohl sie meine "Geliebte" war, was sich eh nur in zwei ca. 1minütigen Zwischensequenzen geäußert hat. Außerdem war sie die Heilerin der Gruppe, d.h. Heiltränke statt Heilerin, zum Glück hatte ich da ein paar.
!!! STARKE SPOILER !!!
Endkampf dann gegen einen gigantischen korrumpierten Wächter; normalerweise hatte man zu dritt Schwierigkeiten, die platt zu machen, jetzt halt alleine und ohne Heilerin, hurra!
War aber ehrlich gesagt kein Problem, hab ihn beide Male beim 1. Versuch plattgemacht. Man musste zwar permanent auf Shift hämmern um auszuweichen und die Hälfte der Zeit hat das Spiel den Befehl nicht angenommen...
Naja, dann erstmal logischerweise das gute Ende gesehen.
Fand ich unbefriedigend, deswegen nochmal geladen und rein aus Interesse das böse Ende reingezogen.
Ehrlich gesagt konnte ich so gut wie keinen Unterschied erkennen. Beide Male gibt es keine Heilung für das Malichor (die Pest), beide Male gibt es Kriege, die Insel wird hauptsächlich von der Natur zurückgefordert und die Gefährten sterben oder zerstreuen sich in sämtliche Himmelsrichtungen.
Der einzige wirkliche Unterschied war der, dass man beim bösen Ende ein "Gott" geworden ist und beim guten Ende nicht mal wirklich klar ist, ob man denn noch lebt. Also es scheint so zu sein, aber es wird nicht ausdrücklich erwähnt. Dass Siora hin- und wieder ihren Seelenpartner besucht, ist nicht ausdrücklich, damit könnte genauso gut ein Grab gemeint sein, LOL.
Dass die Insel auch beim "guten Ende" der Natur anheimfällt, hat durchaus mit einer meiner Entscheidungen zu tun, dessen bin ich mir klar. Trotzdem würde man sich den Unterschied halt schon etwas deutlicher erhoffen, sonst macht das mMn gar keinen großen Sinn, unterschiedliche Enden anzubieten.
!!! SPOILER ENDE !!!
Zusammenfassung: ersten 1-3 Stunden relativ langweilig, dann wirds grandios und die letzten 3-5 Stunden (je nachdem, ob man die langweiligen Fraktions-Quests schon vorher gemacht hat) sind die Hölle auf Erden.
Also insgesamt extrem durchwachsen; find es schade, dass die Qualität gerade auf Ende zu so massiv nachgelassen hat. Wobei ich das tatsächlich schon öfters beobachtet habe; vllt. rechnen viele Entwickler gar nicht damit, dass man Spiele noch durchspielt und geben sich auf im letzten Viertel weniger Mühe?
Das ist ja ein echter Roman geworden, aber es gab eben Redebedarf; wohl hauptsächlich, weil die letzten Stunden mich so dermaßen enttäuscht haben, nachdem ich tagelang total begeistert war.
Zur Entspannung der Seele werde ich mich jetzt die nächste Zeit mit Daggerfall und irgendeinem Teil Dominions befassen. Was danach kommt, weiß ich noch nicht.