Necromantress: Dito, ist ja bei "Buchübersetzungen" auch so. Das Englisch zu Deutsch-Übersetzungen meist etwas mehr Seiten haben.
Nervensaegen: Tja, mit den Übersetzungen ist das so eine Sache. Habe jahrelang englisch/deutsche Übersetzungen/Lokalisierungen geschrieben und mache das teilweise immer noch. Grundsätzlich könnten deutsche Versionen oft die gleiche Länge haben wie die englischen.
Dass es trotzdem nicht so ist liegt zunächst erst mal an den Autoren. Diese basteln teilweise monatelang daran, ihre Texte zu kürzen, um diese für Verlage attraktiver zu machen. Diesen Stress tut sich für 'n paar Euro pro Seite ein Übersetzer nicht an.
Deswegen muss man bei Übersetzungen eigentlich auch immer genau aufpassen was man bestellt. Wer eine "Übersetzung" bestellt bekommt eben üblicherweise auch nur was bei Google-Translate hinten raus kommt, eventuell hat ein Mensch mal Korrektur gelesen aber bei 15 Euro (brutto) pro A4-Seite, was will man da verlangen? Ohne da noch einmal einen muttersprachlichen Editor drüber zu schicken sollte man das eigentlich besser nicht publizieren.
Aus Zeitmangel versuchen Übersetzer außerdem nahe am Original zu bleiben. Klappt das nicht, wird die Brechstange ausgepackt. Klappt das auch nicht, werden ein paar Wörter dazwischen geschoben, noch eine Höflichkeitsform dazu und manchmal dadurch noch alles verschlimmbessert. Am Ende ist es im Schnitt etwa 30% länger und - mal ehrlich - oft redet so auf der Straße kein Mensch. Spart der Verlag dann auch noch das Geld für einen guten Editor, dann kommt sowas halt von sowas.
Bei einer "Lokalisation " sieht die Sache anders aus. Da hast Du dann jemanden sitzen, der intime Kenntnisse der Kultur der Ausgangs- und Zielsprache hat und Dir falls nötig das gesamte Buch neu schreibt. Da werden Redewendungen ersetzt, Wortspiele umgeschrieben, die Namen von amerikanischen Produkten oder Medikamenten durch vergleichbare deutsche ersetzt (bspw. Tylenol = Paracetamol) und imperiale Maßeinheiten in metrische Einheiten umgerechnet. Wildes Fluchen wird in Inhalt und Häufigkeit den Sprachgewohnheiten angepasst.
So wird aus:
"Suck my dick and fuck off, you fucking motherfucker" =
"Leck mich am Arsch und schleich dich, du Dödel".
Wie man sieht fluchen durchschnittliche Deutsche nach einer ordentlichen Lokalisation raumtechnisch kaum länger als die US-amerikanischen Originale. (Übungsaufgabe: Übersetze das Wort "raumtechnisch" ins Englische.)
Nach einer ordentlichen Lokalisation ist die deutsche Umgangssprache deshalb oft ebenso kurz, oder nur unbedeutend länger als die Englische. Nur sitzt das Geld dafür bei vielen Firmen eben schon lange nicht mehr so locker. Da wird eher so nach dem Motto verfahren: "Ach komm, die sprechen heutzutage doch eh alle Englisch".
Das erinnert mich gerade an eine kleine streit-Diskussion, die ich vor einigen Monaten hatte. ^^°
Anderes Forum, es ging um kreative Schreibarbeiten. (Kurzgeschichten etc)
Da fand mal wieder, ausgehend von zwei möchtegern-elitären (unbegabten) FanFiction-Schreiberinnen.
Eine Diskussion darüber statt, wie toll doch Englisch sei.....und wie blöd doch die deutsche Sprache wäre, zum Geschichten schreiben.
Unter uns. Mir geht dieses "Deutsch-Bashing" teilweise gehörig auf die Nerven.
Ich erkenne gerne an, und sehe es auch so. Das Englisch für Song Texte und Poem (Gedichte) wirklich besser klingt, als Deutsch.
Aber für richtige Geschichten, würde ich jederzeit Deutsch bevorzugen.
Denn dafür ist unsere Sprache absolut perfekt geeignet. Weil wunderbar genau, eine der präzisesten Sprachen überhaupt.
Anmerkung: Bei dem Streitgespräch ging es übrigens darum, dass diesen beiden "Pseudo-englisch-elitären Tussies" keine der (im Deutschen) möglichen Übersetzungen für "to smirk" gefiel.
Ja, da hab ich mir auch erstmal an den Kopf gefasst.