Sam - Ein Sachse
Ich bin in vielerlei Hinsicht positiv überrascht. Zunächst einmal darüber, dass Disney+ eigene deutsche Serien produziert und dann noch mehr darüber, dass man kein kuscheliges Wohlfühlthema gewählt hat, sondern eine doch sehr düstere Story.

Behandelt wird die Geschichte von Samuel Meffire, der als PoC zunächst bei der Bereitschatspolizei der Volkspolizei tätig war, später bei der sächsischen Polizei, dort zum Gesicht einer Imagekampagne wurde und später in die Kriminalität abrutschte und für einige Jahre im Gefängnis landete.

Als jemand, der seit 1996 in Leipzig oder der Umgebung lebt, waren mir die Grundzüge der Geschichte bekannt. Trotzdem hat mich die Serie gefesselt. Rassismus und Gewalt der Wendejahre werden ungeschönt dargestellt und auch das Versagen und Wegschauen von Gesellschaft, Politik und Sicherheitsbehörden (leider immer noch ein aktuelles Thema) wird nicht ausgeblendet.

Die Serie nimmt sich zwar etliche dramaturgische Freiheiten, die es meiner Ansicht nach nicht gebraucht hätte (so war Samuel Meffire zum Beispiel nie in die Ermittlungen rund um die Progrome in Hoyerswerda involviert), ich nehme aber an, dass diese Szenen bewusst kereiert wurden, um gerade dem internationalen Publikum ein Bild der Zustände in Deutschland in dieser Zeit zu zeichnen. Auch helfen sie, die inneren Befindlichkeiten, die Wut und die Abwärtsspirale von Meffire zu verdeutlichen.

Gespielt und inszeniert ist das ganze stark. Dazu hat Disney+ auch noch eine 50minütige Dokumentation produziert, sowie zwei kleine Specials, in denen der echte Meffire den ehemaligen Innenminister Sachsens, sowie den Schauspieler trifft, der ihn in der Serie darstellt.


Little Demon
Ebenfalls bei Disney+ handelt es sich hier um eine Zeichentrickserie für Erwachsene. Chrissy Feinberg ist ein ganz normaler 13jähriger Teenager, der davon genervt ist, dass ihre alleinerziehende Mutter mal wieder umzieht und sie erneut eine neue Schule besuchen muss. Blöderweise bekommt sie dort am ersten Tag das erste mal ihre Periode und gerät in das Visier fieser Bullies. Kurz darauf explodieren Köpfe und Chrissie erfährt, dass ihr Vater Satan, ihre Mutter eine mächtige Hexe und sie der Antichrist ist. Insgesamt also eine ganz normale Familie.

Mir macht die Serie saumäßig Spaß. Die Geschichte ist zwar nicht ganz neu, aber alle Figuren sind hier so wunderbar sympathisch, dass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen. Sie haben zwar ihre ganz eigenen Probleme, bleiben aber trotzdem immer irgendwie ganz normale Teenager oder überforderte Eltern (selbst Satan).

Hatte gehofft, dass da noch weitere Staffeln kommen, habe jetzt aber gelesen, dass die Serie zu den Inhalten gehört, die Disney+ nächste Woche weltweit aus seinem Angebot entfernen wird (darüber hinaus wohl auch andere exklusive Inhalte wie Y - The Last Man, Willow, Pistol und Scott & Huutsch). Wer es also noch gucken will, sollte sich beeilen.

Wollte eh mal wieder zu Disney+ wechseln, aber ne Woche ist natürlich knapp ... Hast du Pistol gesehen?

Leider noch nicht. Hätte jetzt nicht gedacht, dass man von Disney+ so wenig Zeit dafür bekommt. Sind zwar nur 6 Folgen, aber selbst das könnte für mich in den nächsten Tagen knapp werden..

Dauert eine Folge eine halbe Stunde oder eine ganze?

Da "Little Demon" sowohl bei Zuschauern wie auch Kritikern sehr beliebt ist. Also ein echter Erfolg.
Ist es gut möglich das ein anderer Streaming Dienst die Serie übernehmen wird. Auf reddit ist Hulu im Gespräch.

Ich fand die erste Staffel richtig stark, vor allem im O-Ton machen die Sprecher einen erstklassigen Job. Unter anderem Danny DeVito, Aubrey Plaza.

Meine neue Lieblingsserie. Zusammen mit Rick and Morty.

Was mich interessieren würde. Ich finde dazu nämlich keine wirklichen Infos.
Warum cancelled Disney + ausgerechnet so eine Serie....

Könnte das was damit zu tun haben, dass dieser konservative Backstein (von einem verklemmten Gouverneur) Ron DeSantis da neue Gesetze verabschiedet hatte, die Disney gewisser Privilegien und ähnlichen Dingen berauben?
Immerhin müssen sie deswegen wohl einsparen und Investitionen streichen. (Geschätzt im Wert von 1 Milliarde US-Dollar.)

Eher so zwischen 50 Minuten und einer Stunde.

Pistol
Habe mir über das Wochenende mal die ersten drei Folgen angeschaut. Mir war gar nicht bewusst, dass Danny Boyle bei der gesamten Serie Regie geführt hat. Von daher ist an der Inszenierung schon mal nichts auszusetzen. Sieht alles sehr gut aus und auch die Dramaturgie stimmt über weite Strecken (soweit ich das bisher beurteilen kann). Das ganze ist übrigens komplett in 4:3 gefilmt, vermutlich auch, weil immer mal historische Aufnahmen eingewoben werden. Gar nicht so sehr von den Sex Pistols selber, sondern eher Ausschnitte aus Nachrichten usw., die ein Bild von England in dieser Zeit zeichnen.

Um die Serie zu genießen, sollte man meiner Ansicht aber schon ein wenig vertraut mit den Sex Pistols und dem Umfeld in dem die Band entstand vertraut sein. Ansonsten steht man vielleicht ein wenig ratlos davor und fragt sich, wer bestimmte Figuren überhaupt sind. Auch schadet es sicherlich nicht, sich mal die Texte ihrer Songs anzuschauen. Die sind nämlich witzigerweise das einzige, was nicht untertitelt wird (logischerweise bei eingeschalteten Untertiteln).

Grundlage für die Serie war übrigens das Buch des Sex-Pistols-Gitarristen Steve Jones, der in der Serie auch im Vordergrund steht. Inwieweit das Ganze der Wahrheit entspricht und ob die Sichtweise von Johnny Rotten oder Malcolm McLaren nicht vielleicht teilweise eine ganz andere gewesen wäre, ist schwer zu sagen.

Würde aber sagen, dass die Serie auf jeden Fall sehenswert ist, wenn man sich für die Sex Pistols, Punk oder die Musik dieser Zeit generell interessiert.

Bin übrigens gespannt, ob die Serie (und etliche andere) tatsächlich dauerhaft von Disney+ verschwinden oder ob man nur Druck beim Streik der Drehbuch-Autoren aufbauen will. Hier geht es ja schließlich auch um die Zahlungen der Streaming-Verwertung.

Ich hab mir Samstag auch mal die ersten beiden Folgen reingezogen. Mal sehen, ob ich die anderen vier bis Ende der Woche noch schaffe. Du hast recht, so einiges hat mir erst mal nicht viel gesagt. War aber nicht so schlimm und hat mich zum Googeln angeregt. Jetzt bin ich schon etwas schlauer.

Ohne viel über den echten zu wissen, kam mir Johnny Rotten in der Serie bisher auch eher wie eine zugespitzte Kunstfigur vor, die nicht sehr tief unter die Oberfläche blicken lässt, und ich könnte mir gut vorstellen, dass nicht alle die Darstellung gelungen finden (ein bisschen wie bei ODB aus "Wu-Tang: An American Saga", wo die Angehörigen auch nicht so begeistert waren, aber das sagt dir wiederum jetzt wahrscheinlich nicht so viel :D). Der Johnny Rotten aus "Pistol" hat jedenfalls etwas von Kinski, find ich. XD

Verstehe, danke! Überrascht mich nicht. Wobei nicht so ganz klar wird, ob er selbst gerne einbezogen worden wäre oder die Idee an sich zu kommerziell findet ... (Was den Danny-Boyle-Kommentar betrifft, hat JL aber irgendwie auch recht. XD)

Das ist schwer zu sagen, da Lydon in meinen Augen eine sehr komplizierte Persönlichkeit ist. Die zahlreichen Reunion-Auftritte Ende der 90er und Anfang der 2000er, seine mittlerweile drei (oder inzwischen sogar vier?) Autobiographien und der Versuch für Irland für den ESC zu starten, deuten jedoch darauf hin, dass er Kommerz gegenüber zumindest nicht komplett abgeneigt ist, wenn er selber davon profitiert.

Im Verlauf der Serie (ich habe jetzt vier Episoden gesehen) bekommt Johnny Rotten dann übrigens doch noch deutlich mehr Profil. Bleibt also nicht diese oberflächliche Kunstfigur der ersten zweiten Episode. Steve Jones bleibt aber klar im Zentrum der Handlung.

Dafür, dass es auf seinen Erinnerungen beruht, kommt er selbst aber auch nicht besonders gut weg (oder vielleicht ist das gerade seine Stärke, dass er im Nachhinein nicht viel beschönigt?). Mir kam es ein bisschen so vor, als ob die Serie neben Abrechnung mit Malcolm McLaren und anderen vor allem eine Art "Liebeserklärung" an Chrissie Hynde ist, die charakterlich noch am meisten hervorsticht.

Aber jetzt wurmt es mich wieder, dass mir die Schauspielerin so vertraut vorkommt, obwohl ich sie anscheinend noch nirgendwo anders gesehen haben kann. Weiß nicht, ob das bloß eine gewisse Ähnlichkeit zu jemand anderem ist, die ich mir einbilde (vielleicht Linda Cardellini?). Ich hätte schwören können, sie aus einer anderen Serie zu kennen ... XD

Ach Mist, Disney+ hat auch alle drei Staffeln von Marvel's Runaways aus dem Angebot entfernt. Das war eine Serie, die ich demnächst eigentlich mal schauen wollte.

Was, echt? Das hat keiner der Artikel, die ich über diesen "Frühjahrsputz" gelesen hatte, auch nur nebenbei erwähnt. Dabei ist das doch noch viel gewichtiger als manche andere, eher unbekannte Serie, die genannt wurde. Ich wollte Runaways auch noch weitergucken. Die erste Staffel hatte ich mal vor Ewigkeiten gesehen und fand sie ganz unterhaltsam.

Aber meine Begeisterung für Streamingdienste hat mittlerweile eh stark nachgelassen. Es gibt keinen einzigen, der auch nur ansatzweise versucht, Kunden über Benutzerfreundlichkeit und guten Service an sich zu binden. Die Zufriedenheit der Kunden ist gar nicht das Ziel, dafür sind die wahrscheinlich alle schon zu stark gewachsen. Bin mal gespannt, wie lange das noch gut geht.

So wahnsinnig lange kann das eigentlich nicht mehr gutgehen. Bei Disney+ ist ja auch einer der Gründe für die Entfernung der Inhalte, dass massiv Kosten eingespart werden sollen, da sie ein großes Minus machen (seit 2019 neun Milliarden Verlust, alleine im letzten Quartal 2022 eine Milliarde).

Denke die Anzahl der Dienste ist mittlerweile einfach zu hoch. Dadurch fallen die anfängliche Vorteile (alles in einer Hand und mit einem Abo verfügbar) für die Kunden weg und immer mehr Nutzer wenden sich frustriert ab oder greifen wieder auf illegale Angebote zurück. Auch die Qualität ist durch die Masse gesunken und immer mehr Serien werden direkt wieder abgesetzt, was dann die Leute enttäuscht, die es geguckt und gemocht haben. Zumal trotz dieser Entwicklung die Serien auch nach wie vor oft keinen runden Staffelabschluss bekommen.

Denke auf Dauer wird die Blase platzen und es bleiben einige große Dienste übrig oder schließen sich zusammen.