Dogmaus: Schaut sich hier auch jemand das Rad der Zeit an?
Wir schauen gerade Wheel of Time. Ich habe auch das erste Buch der Serie im Regal und meine Frau hat sogar alle 14 Bücher mit großer Begeisterung gelesen. Auch wenn sie sich bitterlich beklagt hat, dass in der letzten Episode der 1. Staffel so sehr von der Buchvorlage abgewichen wurde, dass mehr Probleme geschaffen als gelöst werden.
Offen gesagt hat mich anfangs die Nummer mit dem Bauersjungen, der als Auserwählter "den dunklen Lord" (tm) aufhalten muss, abgeschreckt. Diese "Auserwählten" sind mit persönlich zu abgedroschen. Ferner fehlt mir eine Erklärung, welchen Grund dieser "dunkle Lord" dafür hat das ganze Land zu vernichten und alle umzubringen?
Bei mir persönlich hinterlässt die Serie deshalb bisher mehr Fragen als Antworten.
Was will der "Dunkle Lord" eigentlich? Macht kann er kaum wollen, denn wenn man das Land zerstört welches man erobern und beherrschen will, über was regiert man dann hinterher noch? Wenn man alle seine Untertanen niedergemacht hat, wer kümmert sich dann um die Wirtschaft? Wer zahlt Steuern und baut Paläste?
Auch ist mir bisher noch völlig unverständlich was das mit dem Fluch soll. Wenn "das Böse" die Macht hatte die Quelle der Magie für alle Männer mit einem Fluch zu belegen, warum war das nicht die allererste Amtshandlung? Und warum tat "das Böse" dies dann nicht auch, um sich der Frauen zu entledigen? Dann hätte sich niemand mehr gegen den "Dunklen Lord" stellen können und der Drops wäre vor 3000 Jahren schon gelutscht gewesen.
Ferner hat der Dunkle Lord offensichtlich Anhänger: Was haben die 3000 Jahre lang gemacht? Waren sämtliche Trollocs und Kollegen im Kälteschlaf? Warum haben sowohl die Menschheit als auch der mächtige "Dunkle Lord" es 3000 Jahre lang nicht geschafft, irgendeine Form wenigstens rudimentärer wissenschaftlicher Entwicklung anzustoßen? Die müssten doch schon rein statistisch aus purem Zufall irgendwann wenigstens mal das Schießpulver entdeckt haben. Ist es als Dunkler Lord so schwierig gutes Personal zu finden? Wie kann man der nahezu allmächtige "Dunkle Lord" sein und gleichzeitig 3000 Jahre lang nichts auf die Kette kriegen? Dieser "Dunkle Lord" sieht neben einem Typen wie Dschingis Khan im Moment ein bisschen aus wie ein Kindergeburtstag.
Und wie dämlich muss der Rest der Welt erst sein, dass sie es 3000 Jahre lang nicht geschafft haben irgendeinen Stich zu sehen gegen diese Bande schlecht organisierter und minderwertig bewaffneter Trollocs mit der geistigen Kapazität einer lobotomierten Nacktschnecke? Alles was diese Idioten augenscheinlich können ist in einer geraden Linie auf den Gegner zu zu rennen. Die haben weder Kanonen noch Katapulte, nicht einmal Pfeil und Bogen, keinerlei Kavallerie und keine Speere, um sich gegen eine Kavallerieattacke zu verteidigen. Was soll das für eine Schlachtordnung sein? Formation "wilder Haufen"? Warum hat man diese Witzfiguren nicht schon vor 1000 Jahren nieder gemacht?
3000 Jahre lang dehnt sich angeblich die Fäulnis aus und in diesen 3000 Jahren hat sie es kaum ein paar Kilometer südlich ihres Ausgangspunktes geschafft. Sorry, aber wo ist da die versteckte Kamera? Jeder Hefekuchen dehnt sich schneller aus als diese Krankheit, welche angeblich die Welt verschlingt. Wenn das eine "Waffe" sein soll, dann fühlt sie sich an wie ein 3000 Jahre alter Rohrkrepierer.
Und wie ernährt der Typ eigentlich seine Armee von Trollocs? Wenn der nichts hat außer verfaultem Boden und vergifteter Erde, wo baut der Getreide und andere Feldfrüchte an? Wo sind die Zimmerleute und Gelehrten? Kindertageseinrichtungen für Babytrollocs? Feuerwehr? Schnapsbrennerei? Was machen diese Trollocs eigentlich, wenn sie sich am Wochenende mal auf den Putz hauen wollen? Ich bin verzweifelt genug einen Trollocs-Fußballverein zu akzeptieren. Ist ja gut und schön, dass die Menschen so viel Hintergrundgeschichte haben, aber dieser "Dark Lord" fühlt sich an wie eine "Black Box", wie ein riesiges Loch in der Geschichte. Man weiß von diesem Typen praktisch gar nichts, außer, dass er aus unerfindlichen Gründen böse ist.
Mit 14 epischen Bänden und über 4 Millionen Wörtern ist die Buchvorlage eine der mächtigsten der Literaturgeschichte. Insofern gehe ich davon aus, dass es in den Büchern erklärt wird und es lediglich am TV-Format liegt. Und garantiert habe ich persönlich vieles auch einfach (noch) nicht verstanden. Zumal laut Aussage meiner Frau auch gleich mehrere wichtige Handlungsstränge, welche die Welt näher erklären, in der Serie komplett übersprungen werden.
Auch bin ich leider in den Büchern noch nicht sehr weit gekommen. Ich gehe davon aus, dass es mindestens noch 2 bis 3 weitere Bände braucht, um sich in der Welt zurecht zu finden und mit dem Szenario anzufreunden. Gewiss stellt sich die Begeisterung deshalb später noch ein. Immerhin: Zumindest wird man gut unterhalten und leider sind gute Fantasyserien bekanntlich immer noch ein knappes Gut.